Guten Tag,
hier sind die Links vom 21.07.2006
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zum 11.9.und seinen Folgen auf
http://www.bpb.de/wissen/EMH9Q8,,0,Linkliste_zum_11_9_2001.html
Diese Linksammlung stellt keine Meinungsaeusserung der
Bundeszentrale fuer politische Bildung/bpb dar, d.h.
die Aufnahme in die Liste bedeutet z.B. nicht, dass die
bpb mit den Meinungen auf den jeweiligen Websites
uebereinstimmt. Ziel dieser taeglichen Uebersicht ist es,
eine Orientierung ueber die Bandbreite der
internationalen Diskussionen und Positionen zu den Folgen
des 11.9. und den damit verbundenen aktuellen Entwicklungen
in Politik und Gesellschaft mit zu ermoeglichen.
mit besten Gruessen
die Redaktion
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Links vom 21.7.2006
2. Aktuelles
http://www.zeit.de/online/2006/30/Brief-Iran-Merkel
Gero von Randow sieht den Brief des iranischen
Praesidenten Ahmadineschad an Bundeskanzlerin Merkel als
Ausdruck einer "gefaehrlichen Selbstueberschaetzung".
Entscheidend sei dabei nicht einmal der konkrete Inhalt
des Schreibens. "Seit Wochen wartet die Welt auf ein
eindeutiges Signal aus Teheran. Wie reagiert das Regime
auf die Vorschlaege, die ihm zur Beilegung des
Atomkonflikts gemacht wurden? Recht Unterschiedliches,
ueberwiegend wenig Ermutigendes war da bisher zu hoeren,
von 'die Vorschlaege sind eine gute Grundlage fuer
Verhandlungen' bis 'Iran koennte auch aus dem
Atomsperrvertrag austreten', hin und wieder garniert mit
einer selbst gesetzten Frist bis zum 22. August, nach der
eine Antwort zu erwarten sei. Und dann dies: Irans
Praesident Ahmadineschad schreibt an die deutsche
Bundeskanzlerin - und erwaehnt die Streitfrage nicht mit
einem Wort."
(ZEIT online vom 21.7.2006)
4. Laenderstudien
4.1. Israel/Palaestina
http://www.faz.net/s/Rub7FC5BF30C45B402F...E712611C8558C4A
7FBDDE2E92B3A393FE~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Die "FAZ" meint, dass die Hoffnungen auf eine
entscheidende militaerische Schwaechung der Hisbollah
durchaus berechtigt seien und ein Waffenstillstand deshalb
zu fruehe kaeme. "Gelaenge es Israel tatsaechlich, die
Hizbullah-Milizen nicht nur zeitweilig aus dem Grenzgebiet
zu vertreiben, sondern militaerisch entscheidend zu
schwaechen, waere ein Ziel erreicht, das weder die
libanesische Armee noch eine UN-Truppe erreichen koennte -
auch wenn das angesichts der Leiden der Bevoelkerung im
Augenblick herzlos klingt. Deshalb ist es auch kein
Zufall, dass die internationalen Aufrufe zu einem
Waffenstillstand - noch - vergleichsweise gedaempft sind."
(FAZ vom 21.7.2006)
http://www.slate.com/id/2146146/
Fred Kaplan zweifelt an den militaerischen
Erfolgsmeldungen des israelischen Militaers und haelt es
durchaus fuer moeglich, dass die Hisbollah ungeschlagen
aus dem gegenwaertigen Konflikt hervorgehen koennte. "If
their goal is to destroy the state of Israel, they're
going to fall short. But if their goal is simply to stand
up to Israel, to wage a war of attrition, and to walk away
from it intact, their reputation enhanced, they could
accomplish that. (...) Israel's strategy at the moment is to
keep fighting for another few weeks, with the aim of
crippling Hezbollah, so that, once international pressures
for a cease-fire can no longer be staved off, Israel will
come to the table with a far stronger bargaining hand.
Hezbollah counters that they can play that game, too. And
the thing is, maybe they can."
(Slate vom 19.7.2006)
http://www.cdi.org/program/document.cfm?...page=../index.c
fm
Victoria Samson mit einer Analyse des israelischen
Raketenabwehrsystems, das bisher nicht eingesetzt worden
sei, da es zur Abwehr der Hisbollah-Raketen ungeeignet
ist. "It is estimated that of the 13,000 or so rockets and
missiles in Hezbollah's arsenal, 11,000 of them are of the
Katyusha type. These rockets have a short range - maybe up
to nine miles or so - and a small warhead of roughly 40
pounds. Based on vintage Soviet technology, these rockets
can be rolled out of a hiding place, shot, and rolled back
in before any detection can be made. Their flight is over
in seconds, making tracking difficult, much less shooting
anything down."
(Center for Defense Information vom 19.7.2006)
http://www.sueddeutsche.de/,tt1l6/ausland/artikel/120/81039/
Mit zunehmender Dauer der Militaeroffensive im Libanon
aendert sich Thorsten Schmitz zufolge auch die Einstellung
der israelischen Bevoelkerung. Von einer einhelligen
Unterstuetzung fuer Premierminister Olmert koenne schon
keine Rede mehr sein. "Der Versuch, das Waffenarsenal der
Hisbollah zu zerstoeren und ihre Fuehrer auszuschalten,
wurde in Umfragen, Zeitungskommentaren und Talkshows als
legitim betrachtet. Mit jedem Tag jedoch, an dem die Zahl
der libanesischen und israelischen Opfer steigt, broeckelt
die Meinungsfront, und erste kritische Stimmen werden
laut. Seit Mittwoch gibt es sogar einen ersten
Armeedienst-Verweigerer."
(SZ vom 21.7.2006)
http://www.guardian.co.uk/israel/Story/0,,1825670,00.html
Bereits jetzt betrage der Wert der zerstoerten
libanesischen Infrastruktur mehrere Milliarden US-Dollar,
berichtet Brian Whitaker aus Beirut. "'We know the cost is
in billions,' a government spokeswoman said yesterday.
'But it's very difficult to estimate more precisely
because there are many places we can't reach.' The prime
minister, Fouad Siniora, has already said he will 'spare
no avenue' to to obtain compensation from Israel 'for the
barbaric destruction it has inflicted and continues to
inflict upon us'."
(Guardian vom 21.7.2006)
http://www.tagesspiegel.de/kultur/archiv...006/2670966.asp
Moshe Zimmermann fuehrt die Eskalation der Nahost-Krise
auch darauf zurueck, dass die israelische Regierung von
Zivilisten ohne Militaererfahrung gefuehrt wird. Zudem
koenne spekuliert werden, ob es die Krise ohne den Irak-
Krieg gegeben haette. "Zum einen haette Iran bis heute mit
dem Irak alle Haende voll zu tun; Irans jetzige
Unterstuetzung fuer die Hisbollah und fuer Hamas fiele
womoeglich geringer aus. Zum anderen waere die Angst (in
Iran wie in Syrien) vor einem amerikanischen
Militaerschlag weit groesser, mit der Folge, dass die
Bedrohung Israels durch Hamas und Hisbollah weniger
betraechtlich ausfiele. Bushs strategischer Fehler von
2003 hat zumindest teilweise eine Dynamik in Gang gesetzt,
die Israels Position verschlechterte."
(Tagesspiegel vom 21.7.2006)
http://www.haaretz.com/hasen/spages/741138.html
Ze'ev Schiff erlaeutert die Unterschiede, die es zwischen
der gegenwaertigen israelischen Militaeroffensive im
Libanon und der Invasion von 1982 gebe. "Israel circa 2006
is trying to avoid repeating the mistakes it made in the
1982 war. Little wonder that many people today support
Israel, in contrast to the past, when international public
opinion was hostile to Israel. If Israel makes no
substantive changes in its objectives, takes greater care
to avoid harming the Lebanese people and keeps its
operations to the proper proportions, the support it
enjoys in the present war will continue unabated."
(Haaretz vom 21.7.2006)
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,427649,00.html
Ralf Fuecks, Vorsitzender der Heinrich-Boell-Stiftung,
plaediert angesichts der Risiken der Nahost-Krise fuer
eine NATO-Mitgliedschaft Israels. Durch einen solchen
Schritt wuerden "belastbare Garantien fuer Israel"
geschaffen, die fuer eine realistische Friedenspolitik in
der Region unerlaesslich seien. "Die Mitgliedschaft in der
transatlantischen Verteidigungsallianz wuerde Israel die
politische und psychologische Sicherheit geben, einen
historischen Kompromiss mit den Palaestinensern
einzugehen, mit dem sich beide Seiten wechselseitig als
souveraene Staaten anerkennen. Die Beistandsgarantie
gemaess Artikel 5 des Nato-Vertrages gaebe Israel den
Rueckhalt, den es braucht, um das Risiko eines Rueckzugs
aus der Westbank einzugehen. Umgekehrt wuerde eine solche
Loesung Palaestina ermoeglichen, endlich ein souveraener
Staat zu werden, der ueber sein eigenes Schicksal
bestimmt."
(Spiegel Online vom 20.7.2006)
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/26/0,3672,3959322,00.html
Oliver Eberhardt mit einer Reportage aus dem Bekaa-Tal im
Osten des Libanon, der Heimat der Hisbollah. Viele
Einwohner seien mittlerweile von der Organisation
abgerueckt, da diese sich vom Ideal der islamischen
Revolution verabschiedet habe. "An kaum einem anderen Ort
im Libanon sind die Gruende, aus denen das Land einst in
einen jahrzehntelangen, verlustreichen Buergerkrieg
versunken waren, offensichtlicher als im Bekaa-Tal:
Waehrend die Landbevoelkerung ihren konservativ-
muslimischen Lebensstil pflegt, leben in den groesseren
Staedten ueberwiegend Christen, vor allem Katholiken."
(heute.de vom 20.7.2006)
http://www.wired.com/news/technology/internet/0,71421-0.html?tw=wn_politics_
1
Cyrus Farivar berichtet ueber Online-Diskussionen zwischen
Bloggern aus Beirut und aus Israel, die zum besseren
gegenseitigen Verstaendnis beitragen. "Mana is in her mid-
20s and lives with her parents in an apartment near the
city center of Beirut. She's been blogging about the
Israel-Lebanon conflict since it began more than a week
ago, and her posts, such as the one above, have turned her
LiveJournal account into a gathering point for vibrant and
surprisingly conciliatory discussions by both Lebanese and
Israelis. Reached by phone Wednesday, Mana said that the
internet has been an incredible tool to help all Lebanese
communicate with each other, but more importantly, it has
allowed dialogue with people on the other side of the
battlefield in the middle of the conflict."
(Wired News vom 21.7.2006)
4.2. US-Aussenpolitik
http://www.frankfurter-rundschau.de/in_u...d/?em_cnt=93256
3
Dietmar Osterman erlaeutert die Hintergruende der
gegenwaertigen Nahost-Politik der US-Regierung. Vieles
deute darauf hin, dass Aussenministerin Rice auf eine
"Erfolgsmeldung" aus Israel warte, bevor sie sich zu
diplomatischen Gespraechen in den Nahen Osten begibt. Die
Neokonservativen in Washington saehen sich durch die Krise
bestaetigt. "Haben sie nicht immer gepredigt, dass
Diplomatie eine Sackgasse ist? 'Dialog zum falschen
Zeitpunkt ist schlechter als keine Gespraeche', mahnt
Michael Rubin vom American Enterprise Institute, einem
Tummelplatz der Neocons. Gemeint ist nicht nur die Rice-
Reise, sondern auch das juengste Gespraechsangebot an
Teheran im Atomstreit. (...) 'Unsere Iranpolitik ist
gescheitert', ruft Bill Kristol, Herausgeber des
konservativen Weekly Standard, schon wieder zu den Waffen:
'Wir muessen bereit sein, gegen Iran militaerisch
vorzugehen.'"
(Frankfurter Rundschau vom 21.7.2006)
http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/con...20/AR2006072001
907.html
Die Reaktion der US-Regierung auf die Nahost-Krise ist
Michael Abramowitz zufolge auch Ausdruck der Ueberzeugung,
dass eine Veraenderung des bisherigen Status Quo in der
Region wuenschenswert sei. "In the administration's view,
the new conflict is not just a crisis to be managed. It is
also an opportunity to seriously degrade a big threat in
the region, just as Bush believes he is doing in Iraq."
(Washington Post vom 21.7.2006)
http://www.carnegieendowment.org/publica...ew&id=18555&pro
g=zgp&proj=zdrl,zme ;
http://www.carnegieendowment.org/files/M...bcommentary.pdf
Mehrere Autoren der "Carnegie Endowment for International
Peace" haben ihre Einschaetzung der Nahost-Krise in einem
pdf-Dokument ins Netz gestellt. Es sei eine gefaehrliche
Illusion zu glauben, dass eine regionale Ausweitung des
Konflikts alle Probleme in einem Handstreich loesen
wuerde. "As in all other crises in the Middle East, at the
heart of the problem is the difficult task of negotiating
coexistence in a small, overpopulated, and resource-poor
part of the world among population groups that have strong
identities, different cultures, conflicting interests, and
seemingly irreconcilable goals. No grand strategy will
alter this most fundamental of Middle East realities."
(Carnegie Endowment for International vom 20.7.2006)
4.3. Islamische Staaten
http://www.dailystar.com.lb/article.asp?...id=5&article_id=
74116
Der Nahostexperte Iason Athanasiadis schreibt, dass das
israelische Vorgehen gegen die Hisbollah auch dazu dienen
koennte, die iranischen Moeglichkeiten eines Gegenschlags
zu reduzieren, sollte es in naher Zukunft zu Angriffen
gegen iranische Atomanlagen kommen. Die iranische Fuehrung
sei trotzdem optimistisch. "A well-connected Iranian
analyst - with links to Hizbullah and a background as a
foreign policy adviser to former President Mohammad
Khatami - told me that the big regional winners this time
will be Syria and Iran, not to mention Russia and China.
Israel embarked on its attack against Lebanon only a few
days after the 50-year anniversary of another military
misadventure: its 1956 invasion of Egypt. That disaster
proved to be the kiss of death for British and French
imperialism in the Middle East. This time, Israeli failure
will only hasten Iran's regional ascendance."
(Daily Star vom 21.7.2006)
4.4. Afghanistan
http://www.taz.de/pt/2006/07/21/a0095.1/text
Die pakistanischen Sicherheitskraefte haben auf die Kritik
aus Kabul und Washington reagiert und 200 mutmassliche
Taliban in der Provinzhauptstadt Quetta verhaftet. Nils
Rosemann vermutet jedoch, dass es sich lediglich um ein
"halbherziges Zugestaendnis" handelt. "Zumindest die
offizielle Unterstuetzung fuer die Taliban scheint nun zu
schwinden. 'Alle Festgenommenen sind Taliban und
Reservisten, keine Koranschueler. Es sind Afghanen, die
hier illegal leben', sagt Salam Said, Belutschistans
stellvertretender Polizeichef. Nach Verhoeren sollen sie
nach Afghanistan abgeschoben werden. Sollten sie lediglich
an die Grenze gebracht werden, erwiese Pakistans Militaer
der afghanischen Regierung und den Koalitionstruppen in
Kandahar und Helmand einen Baerendienst. Denn diese
afghanischen Suedprovinzen sind das Ziel der
Sommeroffensive der Taliban."
(taz vom 21.7.2006)
http://www.welt.de/data/2006/07/21/967137.html
Saman Zia-Zarifi von der Menschenrechtsorganisation "Human
Rights Watch" warnt in diesem Interview vor einem neuen
Buergerkrieg in Afghanistan. In vielen Bereichen
entwickele sich das Land heute rueckwaerts, Die
Aufbauhilfe der internationalen "Provincial Reconstruction
Teams" muesse dringend effektiver gestaltet werden. "28
Millionen Afghanen sind durch die Hoelle gegangen. Sie
kehren dorthin zurueck, wenn Afghanistan verlorenginge.
Dem Land drohte ein Buergerkrieg. Pakistan, Kaschmir, die
ganze Region wuerde destabilisiert. Afghanistan
exportierte noch mehr Fluechtlinge und Heroin. Das Land
verwandelte sich wieder in ein Trainingslager fuer
Terroristen. Die internationale Gemeinschaft ist also zum
Erfolg in Afghanistan gezwungen."
(Die Welt vom 21.7.2006)